Sie fördert die Zugehörigkeit und gibt Rückhalt und Lebensmut

Tracht kommt von tragen

Der Begriff Tracht kommt vom althochdeutschen Wort „traht“, und bedeutet, „dass was getragen wird“. Heute versteht man darunter die traditionelle regionaltypische Bekleidung. Sie ist also eine überlieferte Kleidung. Sie wurde im Zuge der kulturellen und modischen Globalisierung weitgehend zurückgedrängt. Heute wird sie meist nur noch als Festtagstracht und in Vereinen und Gruppen zur Erhaltung der Trachtentradition getragen.

Tracht war reglementiert

Trachten nach heutigem Verständnis entwickelten sich im 16. Jahrhundert. Das Kleidungsverhalten richtete sich nach dem Stand der Trägerin bzw. des Trägers. Kleiderordnungen und Erlasse wiesen jedem Stand bestimmte Stoffe und Formen zu. Diese Kleiderordnungen wurden auch streng kontrolliert. Wenn dagegen verstoßen wurde, hatte es entsprechende Strafen zur Folge. Dennoch boten sich auch innerhalb des strengen Reglements der herrschaftlichen Kleiderordnungen Möglichkeiten zur besonderen Ausschmückung. Standes-, Amts- oder Zunfttrachten unterlagen anderen Bedingungen, denn hier regelte die jeweilige Zunft das Kleidungsverhalten.

Tracht war Zeichen der Religionszugehörigkeit

Erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts setzte die Trachtenentwicklung ein. Die Zeit um 1600 war geprägt von Wohlstand und Kleiderpracht, die auch bei der Landbevölkerung zu spüren war und auch in der Trachtenkleidung zum Ausdruck kam. Bis dahin war die Kleidung eher einfach, dunkel und meist in Naturfarben gehalten. Die konfessionelle und politische Zersplitterung dieser Zeit führte dazu, dass sich die Volkstrachten unterschiedlich entwickelten, denn der jeweils Regierende bestimmte die Religion der Untertanen. Vorderösterreich und große Teile Badens verblieben mit ihren Untertanen beim Katholizismus, während Württemberg die Reformation und nachfolgend den Pietismus als besonders kleidungsprachtfeindliche Glaubensform einführte.

Tracht war auch Mode

In der Folgezeit ging die Tracht auch ein Stück weit mit der Mode, sonst hätte sie nicht überlebt. Durch die Erfindung des mechanischen Webstuhls wurde es möglich, massenhaft günstige Stoffe herzustellen, die über ganz Europa vertrieben wurden. Zeitgleich mit der industriellen ging die politische Revolution einher. Die Menschen ließen sich nicht mehr vorschreiben, was sie tragen durften und was nicht. Die Kniebundhosen und der Dreispitz der Männer wurden zum Symbol der alten Zeit, während moderne Männer Anfang des 19. Jahrhunderts lange Hosen und den Zylinder trugen. Das 19. Jahrhundert war bestimmt durch das Verschwinden der über Jahrhunderte tradierten Trachten. Ende des 19. Jahrhunderts kam es im Zuge einer romantischen Heimatbewegung zur Gründung von ersten Trachtenerhaltungsvereinen.

Tracht war ein sozialer Indikator

Tracht liefert dem Kundigen einen Menge Information. So kann man an der Tracht erkennen, ob der Träger ledig oder verheiratet ist, ob er in Trauer oder in der Austrauer ist, ob es Werktag, Sonntag oder Hochfesttag ist. Man kann erkennen, aus welcher Region oder welcher Gemeinde der Träger kommt, welche wirtschaftlich-soziale Stellung er hat und welcher Anlass gegeben ist. Somit trug und trägt die Tracht ein ganzes Stück zur regionalen Identität bei. Dies ist auch ein Grund dafür, dass heute in Vereinen zusammengeschlossene Trachtenträgerinnen und -träger gerne als Botschafter unseres Landes bezeichnet werden und zu repräsentativen Anlässen eingeladen werden. Der rote Bollenhut ist sogar zu einem Erkennungszeichen und Aushängeschild des Landes geworden.